-------- Original-Nachricht --------

Datum: Sat, 24 Mar 2007 10:48:55 +0100

Von: "Wolfgang Lambrecht" <WLambrecht@gmx.at>

An: "Sozialminister E.Buchinger" <erwin.buchinger@bmsg.gv.at>

Betreff: Ihr Besuch in GRAZ am 23.3.07

 

Wolfgang Lambrecht

Ekkehard-Hauer-Str.7(Aktivmitglied des Vereins AMSEL = arbeits-lose Menschen suchen effektive Lösungen)

8052 Graz

 

Sehr geehrter Herr Sozialminister Dr.E.Buchinger!

 

 

  Zuerst einmal möchte ich meinen Dank und meine Anerkennung für Ihren gestrigen Besuch bei "uns" hier in Graz (Vinzitel - Pfarrer Pucher und seine "Vinzi"-Familie, Stadträtin T.Kaltenbeck-Michl, Stadtrat Herper,

A.-Schweitzer-Gesundheitspflegezentrum) ausdrücken!

 

  Ich war dann am Abend (Beginn 18.00 Uhr, Ende ca. 20.00 Uhr) im Albert-Schweitzer-Zentrum bei Ihrem (Kurz-)Vortrag und der anschließenden - spannenden! - Diskussion mit Ihnen dabei und möchte Ihnen diesbezüglich meine HOCHACHTUNG vor Ihrem Engagement für eine soziale Ausgeglichen- heit ("Gerechtigkeit"?) in Österreich ausdrücken, Herr Sozialminister!

 

   Da auch ich zur großen Gruppe ( ca. EINE MILLION Menschen in Österreich) der "Prekären" gehöre ( aufgrund meines "Alters" - bin im 59.Lebensjahr - habe ich seit einiger Zeit kaum mehr Chancen auf einen "Neubeginn" am österr.Arbeitsmarkt, bin also dzt.<erwerbs-!>arbeitslos mit geringfügiger Zusatzbeschäftigung als Essenszusteller und aufgrund meines eher schlechten <psychischen< Gesundheitszustandes beziehe ich wegen BU-Pensionsansuchen den sogenannten "Pensionsvorschuss" vom AMS, welcher aber KEINE PENSION <noch> ist, sondern NUR eine NOTSTANDSHILFE mit "anderem Namen", also z.B.

NUR 12-maliger Bezug im Jahr, nicht 14x wie eine "echte" Pension!!), weiß ich Ihren Einsatz für "uns" sehr zu schätzen ( Grundsicherung, für Mindestpensionisten/-innen schon durchgesetzt, für Notstandshilfe- und Sozialhilfeempfänger/-innen ange"peilt"...) - danke!!

 

  Allerdings muß ich z.Th. "Arbeitswilligkeit" und "Arbeitsbereitschaft"

für "Bezieher" einer solchen "Grundsicherung" ( dzt. 690 € netto) etwas anmerken - bitte nicht böse sein, Herr Sozialminister:

 

   der Diskussionbeitrag eines Teilnehmers der gestrigen Veranstaltung, dzt. auch <erwerbs->arbeitslos wie ich selbst ( und viele andere Tausende in Graz und...), wurde vielleicht Ihnen vielleicht in die etwas "verzerrt", sagen wir halt so, aufgenommen ( es war auch ein bisschen "ungeschickt", wegen einer "Vermögensanrechnung", z.B. eines Autos oder einer Eigentumswohnung, für einen evtl. Grundsicherungsbezug, die Ihrer Antwort nach aber eh nicht bzw. in sehr entschärfter Form wenn überhaupt stattfinden wird, "Entsetzen" auszudrücken...eher schlechte und mißverständliche Wortwahl, sorry!) - eigentlich ging es dem Fragensteller - und mir auch! - um folgende meiner Meinung nach GRAVIERENDE GRUNDFRAGEN:

 

 1) Muß man/frau erst in kaum mehr überwindbare Armut hinein"fallen" (eigentlich eher: hineingetrieben werden!), BEVOR man die von Ihnen lobenswerterweise initiierte Grundsicherung erhält (teilweise ja von Ihnen

entkräftet)und

2) glauben Sie WIRKLICH (obwohl Sie 20 Jahre lang, wie Sie sagten, dem AMS Salzburg vorstanden), dass man durch bloßen Mehr-Mittel-Einsatz für das AMS TAUSENDE  S I N N V O L L E (!!) und N A C H H A L T I G E  "Jobs" (sowieso falsche Bezeichnung für einen "BERUF"!), welche von den Betroffenen mit ENGAGEMNENT, (vollem Arbeits-)EINSATZ und vor allem FREUDE ausgeübt werden und die AUCH ein würdevolles Leben ermöglichen, also nicht prekär <bezahlt> sein sollten, schaffen wird können???

SO, wie die jetzigen "Richtlinien" (ich weiß, Herr BM für Wirtschaft und Arbeit M.Bartenstein und andere ÖVP-Politiker wie Vizekanzler Molterer und ÖVP-Klubobann Schüssel untergruben/-graben mit ihren neoliberalen "Ansichten" - und Sturheiten - sorry, muß man so sagen! - viele Ihrer eher nach "sozialer Wärme" ausgerichteten Zielsetzungen, ist schon klar!) für einen GS-Bezug ausschauen, ist die Optik WIRKLICH in Richtung "Arbeitszwang" gerichtet ( "Einbinden in gemeinnützige Arbeitsprojekte" oder so ähnlich...), das müssen sie zugeben!!

 

  Und die demokratischen und der Menschenrechts-Charta zugehörenden Prinzipien wie FREIWILLIGKEIT auch einer Berufsausübung und anderer Grundfreiheiten werden so meiner Meinung nach sehr in Frage gestellt!

Letzten Endes kann die o.e. Ausrichtung SO weiter verlaufen ( wovor uns Gott bzw. andere positiven Mächte bewahren mögen!!), dass es heißt:

DU bekommst ein ( eh schon UNTER dem Existenzminimum liegenden!) Grundeinkommen von "uns" ( = dem Staat), ABER dafür bestimmern "WIR", wofür wir deine Arbeits"kraft" ("human resource") dann einsetzen werden, DU hast dann nicht mehr mitzubestimmen!!!

  Wäre das kein SEHR GEFÄHRLICHER WEG????

 

Ich würde mich SEHR freuen, wenn Sie, Herr Sozialminister, auf mein Mail antworten würden!!

 

                                       Wolfgang Lambrecht e.h.

                                       (auch für Verein AMSEL)